Gartentagebuch

2013

Der Traum von pflegeleichter Üppigkeit

Wie jedes Jahr kann ich im Winter kaum glauben, dass ich keinen Platz habe, neue Stauden zu pflanzen. Die unbewachsenen Flächen - da alles noch schläft - lassen mich immer wieder denken, da könnte doch noch was wachsen. Die Spannung steigt auch, weil noch nicht klar ist, was die Wühlmäuse unter der Schneedecke angerichtet haben.

Denn ab Mitte Januar baute sich eine Schneedecke bis ca. 10 cm bei Dauerfrost auf. Ab Ende Januar fängt es mit Macht an zu tauen und eben habe ich die ersten Spitzen von Schneeglöckchen gesehen. Leider war es noch nichts mit Winterende: nach einer kurzen Phase der Milderung ist es seit Anfang Februar bis jetzt, 20. Februar, weiterhin kalt und es liegt Schnee.

Anfang März erleben wir einen Hauch von Frühling, die Schneeglöckchen und die Krokusse blühen. Dann gibt es am 12. einen Wintereinbruch mit 20cm Schnee und strengem Frost. Da die Wettervorhersage leider recht hatte, habe ich mich daran gehalten und die schon getriebenen Baumpäonien in Vlies eingepackt. Hoffentlich hält die zusammen mit dem Schnee so warm, dass die Triebe nicht wieder erfrieren wie im letzten und vorletzten Jahr. Die kalte Witterung hat schließlich bis zum 8. April gedauert, wir hatten täglich Frost und die Krokusse und Schneeglöckchen blühten sozusagen tiefgefroren bis dahin. Dann kam der Frühling, glücklicherweise auch mit Regen, nun treibt alles mit Macht. Im Gegensatz zu vielen Jahren, wo dies in den ersten Märzwochen stattfindet, wanderten die Frösche erstmals in der Nacht zum 12. April!

Es ist jetzt der 1. Juli. Im Rückblick sieht es zwar so aus, als wäre es durchgehend kalt gewesen und hätte nur geregnet. So war es natürlich nicht, aber es gab wenige dem Frühling angemessene Temperaturen und wir haben im Mai die Heizung wieder angestellt, die wir in der ersten wärmeren Periode abgestellt hatten. Das späte Frühjahr hat dazu geführt, dass die meisten Frühjahrsblüher zusammen geblüht haben. Diesen hatte der viele Regen keineswegs geschadet, ich hatte eher den Eindruck, dass der Garten die viele Feuchtigkeit willkommen geheißen hat, denn alles hat getrieben, ist gewachsen und hat Unmengen an Blüten entwickelt, was in trockenen Jahren in diesem Maße bei weitem nicht der Fall war. Die Düngung der Wiese, die sehr mitgenommen war und kaum noch Gras hatte, hat sich fantastisch bewährt, die Beikräuter gingen zurück, das Gras wuchs nach. Das hat der viele Regen bestimmt auch begünstigt, so dass das Moos ohne Moosvernichter sehr zurückgegangen ist. Ich habe viel gemäht, und jetzt habe ich wieder eine Wiese, nicht ohne Beikraut, aber mit genug Gras. 

  • Clematis an der Pyramide
  • Clematis an der Pyramide
Die Clematis an der Pyramide hat wunderbar geblüht, Madame Carriere hat sich ein bisschen schwergetan, blüht jetzt aber auch. Die anderen Rosen, besonders die im Vorgarten haben, falls sie keine Schäden aus dem Vorjahren hatten, was besonders Frühlingsgold betroffen hat, in einer Üppigkeit geblüht, die in trockenen Jahren auch nicht vorkam.

Eine Besonderheit dieses Jahres waren das nahezu vollständige Fehlen meiner Lieblingsfeinde, der spanischen Wegschnecken. Ich weiß nicht wieso, ich hatte ich vorigen Jahr keine intensiveren Bekämpfungsmassnahmen als sonst eingeleitet, außerdem bin ich mir meiner Grenzen in der Dezimierung bewusst. Es waren keine da! Die Hosta und andere für Schneckenfrass empfindliche Pflanzen, die ich sonst besonders hüte, konnten in diesem Jahr ungestört wachsen, keine Löcher, nirgends. Es gab viele Gehäuseschnecken, die ich aber abgesammelt und liebevoll im Wald ausgesetzt habe. Auch fangen unsere Katzen in diesem Jahr keine Mäuse. Ich nehme an, dass diese Phänomene auf die Witterung zurückzuführen ist: es nichts immer so, wie es war, alles verändert sich ständig. Ich will mich freuen uns feststellen, diesmal war es günstig für die Gärtnerin!  

Seit einigen Jahren habe ich es auch zum ersten Mal wieder mit Tomaten probiert: selbst gesät, gehegt und gepflegt und ins Tomatenhaus gesetzt. Das letzte Mal hat das nicht zum Erfolg geführt, weil sie auch von der Braunfäule befallen wurden, aber dieses Mal habe ich es nicht zugemacht, sondern nach Süden immer offengelassen wegen der Luftzirkulation. Und - es ist noch nicht raus: die Tomaten sind schön gewachsen und blühen ...

So viele wunderbare Pfingstrosen hatte ich noch nie! Ab Mitte Juni stand der Garten in Rosatönen voll in Blüte mit der lila Wand der blühenden Rhodendron! Das sah wunderbar aus, insbesondere auch mit der wogenden Pracht der Wiesenmargarithen, die in einem Teil der Wiese wachsen und blühen durften in einer nie gekannten Üppigkeit. Der Gewitterregen Ende Juni hat den dicken Blüten der Paeonien zwar zugesetzt, aber der Schaden hielt sich in Grenzen. Gestern nun habe ich „Heu gemacht", die abgeblühten und abgesichelten Margarithen ließen einen Hauch von Heuduft entstehen. 

Erstmals hat am Teich die rosafarbene Filipendula geblüht, auch die Astrantia im unteren Teichbeet ist zu einer ordentlichen Staude herangewachsen.
  • Filipendula rubra
  • Astrantia

 

Der Versuch den Giersch nach einer Empfehlung von kraut und Rüben mit Bistorta amplexicaulis zu bekämpfen, ist allerdings grandios gescheitert. Nur mit Geranium gelingt das in meinem Garten!

 

Am 11. September ist der Sommer vorbei. Ein wunderbarer Sommer, warm, manchmal heiss, aber in unserem Waldgarten immer angenehm, habe ich mit weniger Arbeit als in früheren Jahren genossen. Surren, duften und viele, viele piepende Vögel haben diese wunderbare Stunden begleitet, eine Besonderheit ist der besondere Duft, der sich an warmen Tagen wie eine Wolke über den Waldgarten legt. Die Quelle dieses Duftes ist keine einzelne Pflanze, sondern ein Potpourri aus Pflanzen, Erde und Früchten, ich kann nicht so genau sagen, was eigentlich die herausragenden Bestandteile sind.

Die Trockenheit hat dem Garten nur begrenzt zu schaffen gemacht, nur die Phloxe und die Hortensien brauchten neben den Topfpflanzen und natürlich dem Nutzgarten ab und zu eine Extraportion Wasser. Die neuen Stauden haben sich gut entwickelt, insbesondere die Veronika longifolia und Phlox sublata sind zu ordentlichen Stauden herangewachsen.

Die Ernte im Gemüsegarten war so gut wie selten, wir wurden fast zu Selbstversogern. Und Beeren, zuerst Johannisbeeren und Himbeeren, dann Weinbeeren und Josta, dann Brombeeren! Nur die Tomaten lassen sich immer noch Zeit mit dem Rotwerden, sie haben einfach zu spät im Jahr begonnen zu wachsen und zu fruchten. Jetzt muss ich überlegen, ob sie sie bei anhaltenden Regen, obwohl sie in einem Tomatenhaus sitzen, dessen Maße sie allerdings schon lange gesprengt haben, ernte und im Haus nachreifen lasse.

Die großen Buchse, die auf dem Grab meiner Großeltern gewachsen sind, habe ich ausgraben lassen und in meine Buchshecke integriert. Ich habe sie gewässert, Wurzeln und Austrieb stark beschnitten und hoffe nun, dass sie anwachsen werden.

In der ersten Septemberwoche durchzog ein fruchtiger, süßer Duft den Garten: die Mirabellen waren reif. Sie sind zwar schwierig zu ernten, weil der Baum auf diesem schwierig zu begehenden Hang steht, aber sie waren in diesem Jahr von unglaublicher, selten erreichter Fruchtigkeit und Süße.

In den letzten Sommertagen im Garten fiel uns auf, dass der Baumstamm der Kiefer, die wir 2003 auf halber Höhe abgeschnitten und mit einer Skulptur gekrönt hatten, die über die Rhododendronhecke hinausragte, sich geneigt hatte. Nach dem ersten heftigen Regens zum Saisonende war eines Morgens die Skulptur nicht mehr da! Der Stamm war umgefallen, hatte sich ohne Schaden anzurichten, umgelegt. Die Skulptur und das Vogelhäuschen, waren sanft auf den Waldplatz gesegelt. Als ich die Skulptur abnahm, kam ein Quartier der Haselmäuse zum Vorschein: warm, sicher, trocken und wahrscheinlich Lieblingsplatz. Ein solch geeignete Unterkunft werde ich ihnen nur mit Mühe wieder bieten können und es ist eilig, sie gehen bald schlafen ... dieser Stamm hat im Verborgenen bestimmt ein sehr intensives Leben gehabt, wir werden ihn in ein paar Teile schneiden und unter den Rhododendron dem weiteren Verfall überlassen.

In Kürze wird die Apfelernte beginnen, die Oldenburger nähern sich ihrer Reife und auch die Goldparmäne sind auf einem guten Weg. Es sind wieder reichlich Äpfel, nachdem wir im vorigen Jahr nur Naschäpfel geerntet haben. Nur die Jonathan fruchten immer, die Ernte der Boskoop fällt in diesem Jahr noch aus, nachdem der Baum umgefallen und stark beschnitten werden musste. Aber er hat wunderbar getrieben, im nächsten Jahr können wir wieder auf eine Ernte hoffen.

Ich habe in diesem Jahr erfolgreich mit dem Aussähen von Verbena bonariensis und Agastache rugosa experimentiert. Ich habe sie in Töpfe gesät und sie haben sich sehr schön entwickelt. Da sie nicht winterhart sind, werde ich das im nächsten Jahr im Freiland versuchen.

Der Oktober war nass und ziemlich warm, erst am 29. hatten wir den ersten Bodenfrost. Der Süd- und später Südweststurm hat glücklicherweise keinen Schaden angerichtet, obwohl die hohen Lärchen stark vom Sturm gebeugt wurden. Die Blätter der Linde, die wir Mitte Oktober von einem Baumpfleger haben beschneiden lassen, damit sie nicht zur Dorflinde wird, hat zur Erleichterung der Nachbarn schon alle Blätter verloren aber ihre Wuchsform behalten. Der Sturm allerdings hat gefühlt den halben Wald in den Garten geweht. Dort blühen noch der dunkelblaue Aconitum, Madame Alfred, davor eine späte filigrane weiße Aster und etwas entfernt weiße Cosmea. Das sieht sehr gut aus, vielleicht setze ich eine zweite weiße Aster an die andere Seite des späten Aconitum. Das werden aber außer dem Sedum, der bis zum Frühjahr stehen bleibt, die letzten Blüten diesen Gartenjahres sein.

Heute am 15.11, einem kühlen aber sonnigen Novembertag, schraubte sich im Aufwind des Tales ein großer Flug von Kranichen in die Höhe. Sie waren ungewöhnlich früh schon 14:30, normalerweise überqueren uns die Kraniche am späten Nachmittag. Auch der Zeitpunkt Mitte November ist ziemlich spät, und ist, denke ich, dem bisher milden Wetter zu verdanken. An den folgenden Tagen überquerten uns noch mehrere Staffeln.

Als ich ein kleines Kind war, pflegte meine Oma bei besonders schönen Sonnenuntergängen zu sagen: „Jetzt backt das Christkind Plätzchen". Dazu muss man wissen, dass in dieser Zeit die Plätzchen heimlich gebacken wurden und erst am Weihnachtstag „auftauchten". Ein solch wunderbarer Sonnenuntergang war am Abend des 5.12 zu sehen, am Vorabend eines angekündigten großen Sturmes mit Schnee im Gepäck, der uns glücklicherwiese nur mit seinen Ausläufern streifte und den Garten überzuckert zurückließ.